Letztlich konnten lediglich Wladi und Johnny überzeugen: beide spielten "sauberes" Schach und bezwangen Ihre Gegner souverän, mehr oder weniger ungefährdet - wenn nicht sogar dominierend. Das erste Brett nutzte hierzu positionelle Möglichkeiten inkl. einer kleinen taktischen Finesse. Unser drittes Brett zog hingegen angriffssicher den gegnerischen König blank.
Christian sah sich bereits nach wenigen Zügen und starker Figurenvereinfachung in einem sehr ausgeglichenen Endspiel wieder. Er besaß vielleicht das etwas aktivere Figurenspiel, konnte im abschließenden Kampf "starker Zentrumsfreibauer gegen entfernten Randfreibauern" aber nicht mehr als Remis herausholen. Ralf blieb in festgefahrener Stellung bei gegnerischem Druck vor dem eigenen König sachlich und konnte letztlich ins Remis einlenken. Da war es durchaus (noch) verkraftbar, dass ProfDoc letztlich zum Opfer unkoordinierter Figurenaufstellung sowie einer schlechten Bauernstruktur wurde. Den resultierenden "Flickenteppich" nutzte der Gegner zum gewinnbringenden Gewinn zweier Bauern.
Am härtesten traf es heute wohl Brett 4: Stockfish 10 bescheinigt Carsten ein (über-)sattes Plus von 4,1 - und dies, obwohl er zu diesem Zeitpunkt keinen Materialvorteil hatte! Bis dahin also alles richtig gemacht: Stellungsdominanz pur. Kurze Zeit später kassierte er dann einen wichtigen Zentrumsbauern, wonach ein Partieverlust nur noch mit größter Anstrengung möglich erschien. Aber genau dies schaffte er und die "Kaskade des Grauens" nahm ihren Lauf: Erst dreht er die Partie runter auf +1,1 (immer noch gewonnen), weicht später unnötig einem ungleich-farbigem Läuferendspiel aus (auch dies wäre noch gewonnen gewesen), stellt sich - trotz Mehrbauer - in der finalen Endspielphase viel zu passiv auf und übersieht dann auch noch die letztlich sichere Remisvariante. Am Ende blieb eine bittere Niederlage zu verbuchen, welche letztlich auch jegliche Aussicht auf (wichtige) Mannschaftspunkte kostete. Dem wohlgesonnenen Kiebitz schmerzte dieser Verlauf am Brett kaum weniger als den Akteur selbst! Hätte er doch wenigstens noch die Remisvariante "gefunden"...
Die Geschichte des zweiten Helden ist leider eine bekannte: Maurice dominiert mit Weiß das Spiel und erreicht eine faktisch technisch gewonnene Mittelspielstellung ohne Gegenspiel-Sorgen. Aber auch er tut es seinem Vater - leider - gleich. (Versuchen wir positiv in die Zukunft zu schauen: Sobald dieser 16-jährige diese Phase der "Brett-Dominanz ohne Punkteverwertung" überwindet, dürfte sich dieser zu einer "sicheren Bank" für Ladja entwicklen.)
Die längste Partie gehörte einmal mehr Leonid, der sich in eigentlich gewohnten Fahrwassern im fortgeschrittenen Mittelspiel dann - für Außenstehende - überraschend einem Minusbauern gegenüber sah. Aber er erkämpfte sich Gegenspiel und schaffte es, den gegnerischen König auf der Grundreihe festzunageln; das sah nach Remis aus. Letztlich musste aber auch er den vollen Punkt abgeben.
Endstand 3 zu 5 für die Gastgeber aus Bensheim - das liest sich weitaus deutlicher, als es letztlich war. (So ergeht es Ladja leider viel zu oft.) Damit stehen dem Auftakt-Sieg nunmehr zwei bitter-unnötigen Niederlagen gegenüber, schade. Es sei an dieser Stelle dem geneigten Leser überlassen, ob der aktuelle Tabellenplatz 6 (bei 10 Mannschaften und 2 Absteigern) ein kleiner Trost darstellt oder das Liga-Orakel mit aktueller Wahrscheinlichkeit auf den zweiten Abstiegskandidaten (mit Erbach dürfte bereits früh ein Abstiegsplatz vergeben sein) bereits eine kleine Warnstufe signalisiert. So oder so könnte das Spiel in zwei Wochen gegen Bad Soden bereits eine kleine Vorentscheidung bringen. Ob sich Caissa im kommenden Heimspiel gnädig zeigt? Oder geht Ladja dann doch mit Bangen ins neue Jahr?
"Immer nur Pech" kann statistisch nicht sein :)
AntwortenLöschenEvtl. ein Fall von dauerhaftem Über-Optimismus?